Der “Schrein der Heiligen Ida”, ein Meisterwerk der fränkischen Kunst aus dem 7. Jahrhundert, steht heute im Domschatz des Bistums Münster. Dieser prächtige, mit Goldblech verzierte Holzschrein beherbergt die Gebeine der heiligen Ida von Herzfeld und fasziniert Besucher seit Jahrhunderten durch seine kunstvollen Details und symbolischen Darstellungen.
Zu Beginn unseres Rundgangs durch dieses Kunstwerk möchten wir uns dem Rahmen widmen. Der Schreinhintergrund zeigt eine komplexe Architektur mit Arkaden, Türmen und Säulen. Diese architektonischen Elemente repräsentieren nicht nur die damalige Vorstellung von sakralen Räumen, sondern auch die himmlische Stadt Jerusalem. Die Verwendung von Goldblech verleiht dem Schreinhintergrund einen Glanz und eine Pracht, die den Betrachter in eine andere Welt versetzen.
In der Mitte des Schreinunterteils befindet sich eine Darstellung der Heiligen Ida selbst. Sie ist bekleidet mit einer langen Robe und einem Schleier, Symbole ihrer Reinheit und Hingabe zu Gott. Ihr Blick ist nach oben gerichtet, was ihre Verbindung zum Göttlichen unterstreicht. An ihren Seiten befinden sich zwei Engel, die sie behüten und ihre Heiligkeit betonen.
Das Oberteil des Schreins zeigt eine ikonografisch reichhaltige Szene: Die Verkündigung Mariä. Der Erzengel Gabriel verkündet Maria den Willen Gottes, dass sie den Sohn Gottes gebären soll. Die Darstellung dieser biblischen Geschichte auf dem Schrein der Heiligen Ida ist nicht zufällig. Ida selbst wird oft als “Mutter der Kirche” bezeichnet, und die Aufnahme der Verkündigungsgeschichte auf ihren Schreine betont ihre enge Verbindung zur Jungfrau Maria und zu Jesus Christus.
Eine interessante Besonderheit des Schreins sind die kleinen, zwischen den Säulen angeordneten Medaillons. Diese enthalten Szenen aus dem Leben Christi, wie die Geburt Jesu, die Kreuzigung und die Auferstehung. Durch die Einbeziehung dieser Lebensstationen wird der Schreine nicht nur zu einem Ort der Verehrung der Heiligen Ida, sondern auch zu einer
bildlichen Zusammenfassung der christlichen Lehre. Die kunstvollen Darstellungen in den Medaillons zeigen eine bemerkenswerte Detailgenauigkeit: Man erkennt die Figuren mit ihren individuellen Gesichtausdrücken und Gesten.
Welche Symbolik steckt hinter den Ornamenten des Schreins? Die Seitenflächen des Schreins sind reich verziert mit geometrischen Mustern und stilisierten Tiermotiven. Löwen, Adler und andere Tiere symbolisieren Kraft, Stärke und göttliche Macht. Diese Ornamente dienen nicht nur der dekorativen
Verschönerung, sondern tragen auch zur spirituellen Bedeutung des Schrein bei. Sie erinnern den Betrachter an die göttliche Ordnung der Welt und die Verbindung zwischen dem Diesseits und dem Jenseits.
Symbol | Bedeutung |
---|---|
Löwe | Kraft, Stärke, Königlichkeit |
Adler | Göttliche Macht, Erhabenheit |
Weinranke | Überfluss, Fruchtbarkeit |
Ein Meisterwerk der fränkischen Kunst
Der Schrein der Heiligen Ida ist ein herausragendes Beispiel für die fränkische Kunst des 7. Jahrhunderts. Die Kombination aus sakraler Bedeutung und kunstvoller Ausführung macht dieses Werk zu einem einzigartigen Schatz.
Die Verwendung von Goldblech, kostbaren Edelsteinen und fein gearbeiteten Holzschnitzereien zeigt den hohen Stellenwert der Heiligen Ida in der Gesellschaft
des fränkischen Reiches. Der Schrein diente nicht nur als Aufbewahrungsort für ihre Gebeine, sondern auch als Symbol ihrer Heiligkeit und ihres Einflusses auf die Kirche und das Volk. Heute begeistert der Schrein
Besucher aus aller Welt mit seiner Schönheit und seinem spirituellen Tiefgang. Er ist ein
Zeugnis des künstlerischen Könnens der fränkischen Handwerker und
ein wertvoller Teil unseres kulturellen Erbes.
Die Bedeutung des Schreins für die Kunstgeschichte
Der Schrein der Heiligen Ida spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der abendländischen Kunst. Seine komplexe Bildsprache, die Kombination von Architektur,
Bildnisdarstellung und Ornamenten, beeinflusste spätere Künstlergenerationen und trug zur
Entwicklung der romanischen und gotischen Kunst bei.
Besonders bemerkenswert ist die Verwendung von Goldblech auf
dem Schrein. Die glänzende Oberfläche
des Metalls erzeugt eine
besondere Wirkung
und betont
die
sacrale Bedeutung des Werks.
Die Technik der Vergoldung wurde im
Mittelalter weit verbreitet
und beeinflusste die Kunst in ganz Europa.
Der Schrein der Heiligen Ida ist mehr als nur ein
religiöses Objekt; er
ist ein Spiegelbild seiner Zeit
und ein Beweis für
die künstlerische Brillanz des fränkischen Reiches.